Ort: Maison Servais, CNL / Mersch
Datum: 29. November 2018, 19h30
Der Luxemburger Literaturbetrieb der Nachkriegszeit zeichnete sich durch eine sehr geringe Institutionalisierung aus: Es gab keine professionellen literarischen Verlage, nur wenige Literaturzeitschriften und -beilagen, feuilletonistische oder literaturkritische Beiträge. Für junge, noch nicht etablierte Autoren ergaben sich demnach kaum Möglichkeiten, ihre eigenen Texte zu veröffentlichen und sich untereinander zu vernetzen. Ab Mitte der 1960er Jahre engagierte sich Cornel Meder (1938-2018), selbst Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, für eine Modernisierung des Publikationssektors: Mit der Gründung der Schriftenreihe impuls (1965-1970) und der Zeitschrift doppelpunkt (1968-1969), in denen er die deutschsprachigen Arbeiten Luxemburger Nachwuchsautoren wie z.B. Fernand Karier, Rolph Ketter, Roger Schiltz und Roger Manderscheid veröffentlichte, wollte er nicht nur „den jungen Talenten eine Publikationsmöglichkeit anbieten, sondern mehr noch diesen selben Talenten die Chance geben, gegen den bestehenden Literaturgeschmack Sturm zu laufen“ (Meder, 1965).
„cornel meder“, so Roger Manderscheid rückblickend, „war unser erster förderer, eine integrationsfigur von format in diesen kargen zeiten literarischer vereinzelung und verzettelung.“ (Manderscheid, 2003). Diese Rolle des Literaturförderers und -vermittlers, die Meder weit über die 1960er Jahre hinaus zu einer Schlüsselfigur des Literaturbetriebs machte, seine zahlreichen kulturkritischen Beiträge und Glossen sowie sein beständiges Engagement für eine institutionalisierte Archivierungs- und Wissenschaftspraxis werden im Rahmen eines Vortrags vorgestellt und in ihrer Bedeutung für die Professionalisierung der Luxemburger Literatur gewürdigt. Marc Limpach liest Auszüge aus der jüngsten Publikation von Cornel Meder: Steinberg.
Foto: Tageblatt-Archiv
„Sie werden überrascht sein, mich auf Ihre Frage, woran ich glaube oder was ich am höchsten stelle, antworten zu hören: es ist die Vergänglichkeit. – Aber die Vergänglichkeit ist etwas sehr Trauriges, werden Sie antworten. – Nein, erwidere ich, sie ist die Seele des Seins, sie ist das, was allem Leben Wert, Würde und Interesse verleiht, denn sie schafft Zeit, – und Zeit ist, wenigstens potentiell, die höchste, nutzbarste Gabe.“
Thomas Mann
Der Vorstand des LGV hat die traurige Pflicht, Ihnen den Tod unseres Gründungspräsidenten Jos. Schmit mitzuteilen. Jupp, wie er in seiner (Wahl-)Heimatstadt Echternach, aber auch von Freunden, Bekannten und Kollegen genannt wurde, hob im Mai 1988 zusammen mit anderen motivierten Deutschlehrern den „Lëtzebuerger Germaniste-Verband“ aus der Taufe und blieb während zwei Jahren der Präsident der neuen Interessen- und Kulturvereinigung. Jos. Schmit ging es bei der Gründung des LGV nicht zuletzt um die Verteidigung der humanistisch-kulturellen Werte des Deutschunterrichts. Über diese weiterhin aktuellen Ziele berichtete er 2016 im Interview mit dem LGV-Feuilleton: „Eher aus dem außerschulischen Bereich herrührend stand ganz allgemein der traditionelle Sprachenunterricht mit seinen klassischen Idealen, eine fundierte Allgemeinbildung zu vermitteln, unter immer größerem ´Beschuss´. Vor allem seitens Industrie und Wirtschaft wurde vom postprimären Unterricht erwartet und verlangt, sofort ins Wirtschaftsleben integrierfähiges ´Arbeitsmaterial´ zu liefern. Hinzu kam auch in diesem Zusammenhang die rasante Entwicklung in allen naturwissenschaftlichen Bereichen, vor allem aber die überdimensional schnelle ´Computerisierung´. Die sog. ´geisteswissenschaftlichen´ Fächer sollten Unterrichtsstunden an die ´naturwissenschaftlichen´ Fächer abgeben, da die reine Vermittlung von literarischer Bildung unnütz und überflüssig sei; es genüge, wenn man fehlerlos das gewünschte Schriftmaterial für die Wirtschaft und Industrie als Schulabgänger liefern könne (…). Es ging ursprünglich darum, im postprimären Unterricht die Vermittlung einer breit gefächerten Allgemeinbildung zu gewährleisten.“ (cf. Interview auf der Internetseite des LGV; Verlinkung, siehe unten).
Auch nach seiner Präsidentschaft erwies der auf politischer sowie gesellschaftlich-gemeinnütziger Ebene engagierte "Eechternoacher" dem LGV wertvolle Dienste. So ist es in unseren Augen nicht falsch, Jupp Schmit als dezenten Mäzen des in finanzieller Hinsicht stets recht „klammen“ Verbands zu bezeichnen. Anlässlich größerer Veranstaltungen – wir erinnern z.B. an die 25-Jahr-Feier mit Uwe Timm – oder bei der Drucklegung eines LGV-Info-Heftes griff er dem Verband aus freien Stücken mit großzügigen Spendenbeiträgen unter die Arme. Auch dafür wollen wir ihm dankbar sein.
Seiner Ehefrau, Mme Antoinette Schmit-Goniva, und der trauernden Familie entbieten wir unser aufrichtiges und herzliches Beileid.
Der LGV-Vorstand
1. November 2018
Link zum Interview mit Jos. Schmit:
Heinz Gröning, alias der unglaubliche Heinz, ist ein seriöser Comedian mit einem liebenswerten, etwas verrückten Touch. Der gelernte Arzt beweist mit virtuoser Sprachakrobatik, die in Deutschland ohnegleichen ist, dass Comedy auch gehaltvoll und intelligent sein kann. Nach 20 erfolgreichen Jahren auf Deutschlands Comedy-Bühnen hat Heinz Gröning alles erlebt und ihn bringt nichts mehr aus der Ruhe. Er hat 44 Folgen der WDR Produktion „Funkhaus“ moderiert und stand weit über 3.000 mal live auf der Bühne (Firmenevents, NightWash, Stadtfeste, Open Air Festivals [Rock am Ring, Rock im Park], …). Er hat Regie geführt, bei zahlreichen Produktionen als Schauspieler mitgewirkt und im Rahmen des Programms „Kultur in der Schule“ mehrere Workshops mit Schülern/-innen der gymnasialen Oberstufe durchgeführt.
Wissen
Die Teilnehmer/-innen kennen :
- theoretische Grundlagen der Stand up Comedy
- Bühnentechniken.
Fähigkeiten
Die Teilnehmer/-innen sind in der Lage:
- durch Bühnentechniken und theoretische Grundlagen ihre Humorkompetenz zu steigern
- eine Unterrichtsreihe mit Schülern/-innen zu konzipieren.
Haltung
Die Teilnehmer/-innen:
- setzen sich mit dem Thema Humor im Klassenraum auseinander
- reflektieren über den sinnvollen Einsatz der Stand up Comedy in Ihrem Unterricht.
- Körpersprache und Bühnenarbeit
- jede Schulstunde ist ein Auftritt, Power Posen erklären und trainieren
- kraftvolles Sprechen, kurze Einführung in Sprechtechniken
- was ist Humor? Wie funktioniert Humor?, Übungen und Beispiele
- Übertreibungen, Bruch, Wiederholung, Verzögerung, Nichtwissen, Inkongruenz
- Übungen zur Kreativität, Assoziation und Improvisation
- Story Telling nach der VEGAZ-Methode
- dein 3-Minuten Stand up: Stand up Comedy selber schreiben und vor den Kursteilnehmern/-innen präsentieren.
Vortrag und praktische Übungen.
https://ssl.education.lu/ifen/descriptionformation?idFormation=212794
Vortrag: Germaine Goetzinger
Musikalische Begleitung: André Mergenthaler
Echternach, TRIFOLION (Agora-Saal), 29. Mai 2018, 20h00
Vom 30. Juni bis zum 25. August 1935 haben im Abteihof die ersten Echternacher Festspiele stattgefunden.
Die Initiative ging von der "Komödie" aus, einer 1934 gegründeten, professionellen Theatergruppe jüdischer Emigranten. Besonders großen Erfolg hatten die Theaterstücke "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal, "Faust I" und "Iphigenie" von Johann Wolfgang von Goethe, aber auch "Griselinde" von Nikolaus Welter.
Der Vortrag handelt vom Versuch, Echternach zu einer Festspielstadt wie Salzburg zu machen, beschrieben wird darüber hinaus das traurige Ende eines hoffnungsvollen Projekts.
Die Veranstaltung wird musikalisch vom bekannten luxemburgischen Cellisten André Mergenthaler begleitet, der auf virtuose Art und Weise aus verschiedenen Musikstilen, von Klassik bis hin zu Jazz und Pop, improvisiert.
Eine Veranstaltung im Rahmen von "Judeum Epternacum" - Organisatoren und Kooperationspartner: Centre National de Littérature Mersch - Consistoire Israélite de Luxembourg - Oeuvre Nationale de Secours Grande-Duchesse Charlotte
Germaine Goetzinger ist als Literaturwissenschaftlerin germanistischer und luxemburgistischer Studien hervorgetreten. (...) In ihren Forschungsarbeiten überwiegen editionswissenschaftliche, sozialgeschichtliche und kulturwissenschaftliche Ansätze. In den 1980er Jahren überwog das Interesse an der Literatur des Vormärz (Charles Sealsfield) sowie am Verhältnis von Politik, Emanzipationsbewegungen und Literatur (Louise Aston, Therese Huber, Louise Dittmar, Julie Burow) um die Mitte des 19. Jahrhunderts. In den 1990er Jahren widmete sie (...) sich zunehmend der Literatur aus Luxemburg; Schwerpunkte diesbezüglich bilden die Kulturtransferbeziehungen zwischen Luxemburger und ausländischen Autoren, das Werk von Dicks, Michel Rodange, Nik Welter, Norbert Jacques, Roger Manderscheid, Anise Koltz und Jean-Paul Jacobs, sowie der Stellenwert der luxemburgischen Sprache als Literatursprache und die Polyglossie-Situation. Diese Interessen ergänzte sie ab Ende der 1990er Jahre um Themen rund um die Shoa und das Exil im Zweiten Weltkrieg (Hugo Heumann, Exilland Luxemburg, Auf unsicherem Terrain, Bretterwelten). Für diese Forschungsergebnisse und für ihren Einsatz wider das Vergessen, insbesondere jüdischer Schicksale (u.a. Hugo Heumann, Ernst Ising), wurde sie 2008 mit dem Prix René Oppenheimer ausgezeichnet.
Germaine Goetzinger wurde mehrfach für ihre Literaturforschung ausgezeichnet: 2000 mit dem Prix Lions, 2004 mit dem Rheinlandtaler und dem Prix culturel der Stadt Düdelingen, 2007 mit der Médaille Pierre le Grand und 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz.
(Claude D. Conter, http://www.autorenlexikon.lu/page/author/460/4600/DEU/index.html)
Librairie Alinéa - 27. März 2018 - 18h30
Mit viel Sensibilität erzählt Maryse Krier in ihrem neuen Roman "Die verbleibende Zeit" vom Schicksal der 41-jährigen Sara Hartmann. Als sie die Diagnose Leukämie erhält, gehen ihr viele Fragen durch den Kopf. Zum Beispiel, wie sie ihrem Mann und ihrer Tochter erklären soll, dass sie Krebs hat. Mit der Zeit muss sie sich der Frage stellen, ob sie am Leben vorbeigelebt hat. Doch viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht...
Musikalisch begleitet wird Maryse Krier von Anaïs Lorentz am Saxophon.
DAS LICHT DER FLAMMEN AUF UNSEREN GESICHTERN -
Lesung mit Dorian Steinhoff - 7. März 2018, 19h30, Rotondes
Moritz wäre gerne Jäger und glaubt, wenn er erst seine neuen Zähne hat, wird alles gut. Die Macheten-Bande entkommt dem Knast, während ein junger Fußballprofi büßen muss. Und ein Urlaubsparadies in Kambodscha wird durch zu hohe Wellen zur Hölle.
In seinem Buch Das Licht der Flammen auf unseren Gesichtern erzählt Dorian Steinhoff, wie der Zufall über viele Lebenssituationen entscheidet. Wie Menschen ungewollt in Zwangslagen geraten und ohne eigene Schuld in Schlamassel schlittern. Und wie es immer auch diesen einen Moment gibt, in dem sie hätten Einfluss nehmen, in dem alles hätte gut werden können.In seinen Erzählungen geht Steinhoff der Frage nach, wie wir eigentlich unser Leben bestimmen. Er verleiht seinen Figuren einen rauen, direkten Ton und schafft es zugleich, sie in all ihren Niederlagen zärtlich und verletzlich wirken zu lassen. Und es gelingt ihm, sie auf eine ganz besondere Weise anzuleuchten.
Weitere Informationen unter:
http://rotondes.lu/agenda/details/event/das-licht-der-flammen-auf-unseren-gesichtern/
Wir möchten Sie auf den neuen Roman des bekannten Kinder- und Jugendbuchautors Manfred Theisen, der vor einigen Jahren "Struwwelpippi"-Stipendiat im >Centre National de Littérature< war (https://struwwelpippi.literaturarchiv.lu/pages/bisherige-preistraeger/manfred-theisen.php), aufmerksam machen (cf. Ankündigung und Info im Anhang). Der Roman "Einer von 11" eignet sich besonders für die Klassen 7 und 8. Bei Interesse können Sie auch Lesungen mit Manfred Theisen buchen. Der Kontakt kann über Germaine Goetzinger, frühere Direktorin des CNL und ehemalige Präsidentin des LGV, vermittelt werden (germaine.goetzinger@cnl.etat.lu). Sie können sich natürlich auch direkt an den Schriftsteller wenden: thei-schi@t-online.de - http://www.manfredtheisen.de/web-Site/ManfredTheisen.html