Vorträge und Veranstaltungen


Generalversammlung 2019


Mit schimmernder Rüstung und flatterndem Cape - Âventiuren zwischen Mittelalter und Moderne

VORTRAG (18.10.2018) und WORKSHOP (19.10.2018)

 

(Dr. Amélie Bendheim / Dominik Schuh)

 

KONTEXT 

 

Was âventiure sei, möchte ein Waldmensch in Hartmanns von Aue mittelhochdeutschem Roman Iwein wissen. Die Antwort des Artusritters Kalogrenant gibt durchaus Rätsel auf und wird bis heute immer wieder in der Forschung diskutiert: „Man nennt mich einen Ritter und ich suche einen Mann, der wie ich gerüstet ist, damit er mit mir kämpft.“ Ein Abenteuer suchen, das bedeutet für Kalogrenant in den Kampf zu ziehen, Ehre mit Waffengewalt erringen. Moderne Abenteuererzählungen, gerade solche, die sich an Kinder und Jugendliche richten, haben sicherlich oft ein anderes Verhältnis zur Gewalt, fremd ist ihnen das mittelalterliche Muster der âventiure aber keinesfalls.

Der mhd. Begriff aventiure (lat. advenire ‚geschehen, sich ereignen’) bezeichnet zunächst ein ungewöhnliches Ereignis, ein Schicksal, eine Begebenheit. Als Narrativ ist sie meist in eine bestimmte Grundstruktur eingebettet: Der Held (seltener die Heldin) verlässt die Heimat und bewährt sich in der Fremde, um dann als ‚wahrer‘ Held zurückzukehren. Dieses schlichte und variationsfreudige Grundmuster stimuliert die Imagination von Leserinnen und Lesern bis in die Gegenwart hinein. Abenteuergeschichten sind aber nicht nur unterhaltend und spannend, in didaktischer Perspektive bieten sie aufgrund ihrer Serialität, ihrer Level-Struktur und ihres Ereignischarakters außerdem Chancen für literarisches Lernen im Unterricht.

 

ZIELSETZUNG 

 

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigen sich mit dem narrativen Muster âventiure im mittelalterlichen Artusroman und entwickeln darauf aufbauend ein Verständnis für zeitübergreifend fassbare Strukturen abenteuerlichen Erzählens im Vergleich mit modernen Medien (insb. Comic & Videospiele). Aus der Betrachtung der âventiure kann ein Verständnis für serielle Erzählstrukturen, die Handlungsmotivation von (mittelalterlichen und modernen) (Super-)Helden und den Ausgang von Abenteuergeschichten entwickelt werden.

Als Einstieg in eine Unterrichtsreihe zum Thema ‚Erzählen’ eröffnen diese Reflexionen die Perspektiven für ein breiteres Verständnis verschiedener Erzählformen und -funktionen. Die Verzahnung von älterer Literaturwissenschaft und moderner Deutschdidaktik soll zudem zeigen, dass die Auseinandersetzung mit mittelalterlichen Texten und Themen über ihren historischen Anspruch hinaus in der schulischen Unterrichtspraxis produktiv gemacht werden kann.

 

INHALT 

 

Im Rahmen von Vortrag und Workshop wird das âventiure/Abenteuer-Schema in mittelalterlichen und modernen Realisierungen untersucht. Mit besonderem Blick für die strukturelle Gestaltung der betrachteten Erzählungen und ihrer jeweiligen medialen Umsetzung (Vortragssituation, Versdichtung vs. moderne Bilderzählung) wird erörtert, inwiefern die Auseinandersetzung mit ihm ein lohnendes Unterfangen für den Deutschunterricht sein kann.

 

Im Vortrag wird das narrative Muster der Aventiure näher erläutert: Was ist eine ‚Aventiure’ und was heißt ‚Abenteuer’ als Erzählmuster? Anhand von Beispielen der mittelalterlichen Literatur soll zunächst ein Grundverständnis für diese Erzählform entwickelt und nach ihrem erzählerischen Potenzial und ihrer medienhistorischen Genese gefragt werden.

 

Im Workshop geht es dann konkret darum, Konzepte für den Unterricht zu erarbeiten, die Schülerinnen und Schülern Einblicke in folgende Themenkomplexe vermitteln:

- Heldenkonzepte in ihrem jeweiligen narrativen und historischen Kontext

- Erzählwelten und die erzählerische Funktion eines Heldenkosmos

das Aventiure-Schema und die damit verbundenen Deutungen von Welt sowie die Aktualisierung dieses Schemas im Hinblick auf neue Medien

 

VORTRAG: Donnerstag, den 18. Oktober 2018, 18h00-20h00, Universität Luxemburg / Campus Belval, Maison du Savoir

> Anmeldungslink (IFEN): http://www.formation-continue.lu/descriptionformation?idFormation=212806

WORKSHOP: Freitag, den 19. Oktober 2018, 10h00-12h00 / 13h00-16h00, Walferdange, IFEN

> Anmeldungslink (IFEN):http://www.formation-continue.lu/descriptionformation?idFormation=212807


Generalversammlung 2018


Schülerinnen und Schülern ‚den Stecker ziehen’ – Wolfgang Herrndorfs "Tschick" als Beispiel für den Einsatz von Adoleszenzromanen im Deutschunterricht

Folgende Fortbildungsveranstaltungen zu Wolfgang Herrndorfs "Tschick" sollten Sie sich unbedingt vormerken. Der Vorstand des Lëtzebuerger Germanisteverband möchte Sie bereits jetzt ganz herzlich zum Vortrag sowie zum Workshop mit Dr. Jennifer Pavlik (Universität Luxemburg) einladen.

Schülerinnen und Schülern ‚den Stecker ziehen’ – Wolfgang Herrndorfs "Tschick" als Beispiel für den Einsatz von Adoleszenzromanen im Deutschunterricht

„Zauberisch und superporno“ (Süddeutsche Zeitung) – Wolfgang Herrndorfs preisgekrönter Roman hat einer breiten Leserschaft „den Stecker“ (Herrndorf) gezogen und sie mit auf einen Road Trip genommen, der nicht nur als unterhaltsamer Zeitvertreib gelten kann, sondern zugleich zum Aufbruch aus gewohnten Denkmustern anregt. Tschick eignet sich dabei aus mehreren Gründen in besonderer Weise für den Einsatz im Deutschunterricht, da er ein breitgestreutes Identifikationspotenzial anbietet und über den mitreißenden Plot hinaus viel Raum lässt, um über das eigene Selbst und die Bedingungen eines toleranten Miteinanders nachzudenken. Diesen Rahmen möchte die Lehrerfortbildung abstecken und gemeinsam Unterrichtsmaterial zum Einsatz des Werkes im Deutschunterricht erarbeiten.

Die Lebensgeschichte des Maik Klingenberg ist über lange Zeit die Geschichte eines Außenseiters, der aus einem wohlstandsverwahrlosten Elternhaus stammt, in dem es normal ist, dass die Mutter regelmäßige Besuche in der Beautyfarm (d.h. in der Suchtanstalt) unternimmt, der Vater mit seiner deutlich jüngeren Assistentin Mona Urlaub macht und er die Sommerferien alleine Zuhause verbringt. Erst das Auftreten und Kennenlernen von Tschick ermöglicht es Maik, aus seiner passiven Rolle herauszutreten und ein positives Selbst- und Weltbild zu entwickeln. Dabei wird die Figur mit allen nur denkbaren Stereotypen eingeführt, die auch Maiks Denken zu Beginn prägen. Tschicks Auftreten und Verhalten führt von Anfang an zu Irritationen, die auf Maiks Seite langsam aber sicher einen grundlegenden Reflexions-, ja sogar einen Bildungsprozess in Gang setzen. Dieser Prozess, der als ein interkultureller Bildungsprozess bezeichnet werden kann, wird in Form eines Vortrags präsentiert, um daran anschließend gemeinsam über das Bildungspotenzial von Adoleszenzromanen für den Deutschunterricht zu diskutieren. Die Erkenntnisse aus dem Abendvortrag werden am folgenden Tag in Form eines Workshops aufgegriffen und durch die Erstellung von Unterrichtsmaterialien in die Praxis überführt.


VORTRAG

25. April 2018 - Universität Luxemburg - Campus Belval - Maison des Sciences Humaines - 18h30-20h00
Anmeldungslink: https://ssl.education.lu/ifen/descriptionformation?idFormation=196992

WORKSHOP

26. April 2018 - Institut de formation de l'Éducation nationale - eduPôle Walferdange (bâtiment 6) - 8h30-12h30
Anmeldungslink: https://ssl.education.lu/ifen/descriptionformation?idFormation=196993



Dr. habil. Anne Uhrmacher: >"Faust": eine Rezeptionsgeschichte als Spiegel der Germanistik<

"Eine umfassende Darstellung der Rezeptionsgeschichte zum Faust gibt es nicht und wäre auch von keinem sterblichen Individuum mehr zu leisten." Dieses Resümee Hartmut Reinhardts nennt die Schwierigkeit, den Umgang mit Goethes berühmtestem Werk zu überblicken. Zugleich ist die Rezeptionsgeschichte des "Faust" aber gerade durch ihre Breite ein reiches und bereicherndes Forschungsfeld, eine Geschichte der Germanistik selbst: Sie zeigt exemplarisch Höhen und Tiefen des Faches.

Der Vortrag wagt einen Querschnitt: von frühen Beispielen der Rezeption in Goethes Zeit und kurz danach über nationalistische Verklärungen der wilhelminischen Zeit bis hin zu Auswüchsen der NS-Rezeption und der darauf folgenden zwiespältigen Sicht auf den Mythos Faust. Speziell hinsichtlich des Teufelspaktes und der Hexenthematik zeigen sich aufschlussreich verschiedene gesellschaftliche Interpretationsströme. In der an den Vortrag anschließenden Diskussion können Wahrnehmungen des "Faust" und die erschreckenden Beispiele ideologischer Vereinnahmungen besprochen sowie durch Lektüreausschnitte vertieft werden.

 

Unter folgendem IFEN-Link können Sie sich für diese interessante Veranstaltung anmelden:

 

https://ssl.education.lu/ifen/descriptionformation?idFormation=112395


Kontakt

Luxemburger Germanistenverband (LGV) a.s.b.l. 

c/o Universität Luxemburg 

Institut für Deutsche Sprache, Literatur und für Interkulturalität 

CAMPUS BELVAL 

2, avenue de l’Université

4365 Esch-sur-Alzette

LUXEMBURG

              vorstand@lgv.lu

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